Auf den Spuren der Familiendynastie Krupp.

Während eines Aufenthaltes in der Metropole Ruhr sollten Sie sich unbedingt auf die Spuren der Familie Krupp begeben. Kaum eine andere Familie prägte Essen und das Ruhrgebiet so wie diese Familiendynastie von Industriellen des 19. und 20. Jahrhunderts. Mit der in Essen ansässigen Friedrich Krupp AG bauten diese das zeitweise größte Unternehmen Europas auf. Heute besser bekannt unter dem Namen thyssenkrupp AG, wie die Firma seit der Fusion 1999 mit der Thyssen AG heißt.

Gartenstadt Margarethenhöhe

Wahrscheinlich werden Sie Essen nicht unbedingt mit einer Gartenstadt in Verbindung bringen. Umso überraschender wird ein Besuch der Margarethenhöhe ausfallen: Die 115 Hektar große und insbesondere im Sommer wunderschön anzusehende Siedlung wurde 1906 von Margarethe Krupp anlässlich der Hochzeit ihrer Tochter Bertha gestiftet. Während der Zeit ihrer Errichtung von 1906 bis 1938 war sie, wie sonst nur die Gartenstadt Dresden-Hellerau, durch einen Regierungserlass von allen Bauvorschriften befreit. Sie diente als Wohnsiedlung nicht nur für Angestellte der Firma Krupp, sondern auch für Beamte der Stadt Essen. Von Baubeginn an gehörte die Margarethenhöhe zu den bedeutendsten, europäischen Gartenvorstädten. Während der europäischen Gartenstadtbewegung war sie ein fast 3 Jahrzehnte währendes, bauliches Labor, in dem Bewährtes ständig verfeinert und Neues erprobt wurde. Zusammen mit den Gartenvorstadt umgebenden und zu Waldparks umgestalteten Siepentälern bietet die Margarethenhöhe eine im Städtebau bis heute selten erreichte Lebensqualität. Noch heute üben die Häuser, von denen kaum eines dem anderen gleicht, nicht nur auf architektonisch Interessierte eine starke Anziehungskraft aus. Geschwungene Giebel und Laubengänge, Erker, Holzfensterläden und Natursteinsockel prägen den liebenswerten Gesamteindruck. Für einen Blick hinter die Fassaden befindet sich auf der Margarethenhöhe eine vom Ruhr Museum und der Margarethe Krupp-Stiftung eingerichtete Musterwohnung, die im Rahmen von Führungen besichtigt werden kann. Diese zeigt die sorgsam aufeinander abgestimmten Einrichtungs- und Ausstattungsdetails anhand einiger originaler Metzendorf-Möbel sowie detailgetreuer Nachbauten.

Das thyssenkrupp Quartier

Ganz im Gegensatz dazu steht die Konzernzentrale der heutigen thyssenkrupp AG. Nach dreijähriger Bauzeit wurde das 300 Mio. € teure Areal im Juni 2010 feierlich eröffnet, welches sich genau auf dem Grund befindet, auf dem Krupp mit der Gussstahlfabrik in Essen seine Wurzeln hat. Eines der Highlights des Areals ist das torähnliche und über 14 Etagen verfügende Hauptgebäude "Q1", durch welches man dank der Glasfassade hindurchschauen kann. Mit einer Höhe von 50 Metern und der sehr markanten, expressiven Form ein wahrer Blickfang für jeden Besucher. Technisch gesehen wurde hier Neuland betreten: weder steht, noch hängt die Glaswand, sondern ist -wie bei einem Tennisschläger- vertikal und horizontal aufgespannt. Die 25,6 mal 28,1 Meter großen Glasfassaden sind in 96 Weißglasscheiben unterteilt und können unter Windbelastung bis zu einem halben Meter nachgeben. Doch auch der Außenbereich lässt sich sehen: Rund 700 Bäume wurden gepflanzt und zahlreiche Grünflächen angelegt. Vor dem Zentralgebäude Q1 liegt zudem eine 200 Meter lange und 30 Meter breite Wasserachse, die von mehreren Verbindungsstegen zwischen den einzelnen Gebäuden überspannt wird.
Etwas wird Ihnen bei dem Besuch des Geländes sicherlich auch auffallen: ein kleiner, geschieferter Fachwerkbau. Hierbei handelt es sich um das Stammhaus Krupp, welches zunächst als Aufseherhaus der Fabrik in den Jahren 1818/1819 errichtet wurde und später zum Wohnsitz der Familie Krupp wurde. Nach Kriegszerstörung wurde es 1961 originalgetreu rekonstruiert und steht heute an Originalstelle neben dem eindrucksvollen Quartier. Die Rekonstruktion des Inneren fand nach alten Plänen und Fotos statt: Tapeten und Vorhänge wurden nachgebildet, Stromleitungen nicht funktionstüchtig wieder auf Putz verlegt und originale Lampen aufgehängt. Im Büro steht zudem der Schreibtischstuhl, den Friedrich Alfred Krupp wirklich nutzte.

Villa Hügel

Zurück in die Vergangenheit, bringt Sie ein Besuch einer der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Region: die Villa Hügel. 1870–1873 von Alfred Krupp errichtet, liegt die Villa oberhalb des Baldeneysees im 28 Hektar großen, zugehörigen Hügelpark. Mit 8.100m² Wohn- und Nutzfläche in 269 Räumen war sie das Wohn- und Repräsentationshaus der Industriellenfamilie Krupp. Prominente Persönlichkeiten, gekrönte Häupter und Künstler gingen hier ein und aus. Im Inneren des Haupthauses erwarten Sie unter anderem eine Gemäldegalerie, während im „kleinen Haus“ eine interessante Ausstellung, welche die Familiengeschichte der Krupp´s, sowie die Entwicklung des Unternehmens Krupp aufzeigt. Heute ist die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung Eigentümerin des Anwesens. Im Haus finden regelmäßig Veranstaltungen, z.B. Konzerte oder Ausstellungen, statt. Zahlreiche, historische Räume sowie die historische Ausstellung Krupp können zu den regulären Öffnungszeiten besichtigt werden. Übrigens: Untypisch für die Zeit plante Alfred Krupp den Familiensitz als ein hochmodernes Haus aus "Eisen und Stein". Auf Holz als Werkstoff verzichtete er aus Angst vor einem Brand. Die Villa Hügel ist offiziell als Einfamilienhaus im Grundbuch eingetragen und damit das größte Einfamilienhaus Deutschlands.

Übrigens: die Villa Hügel & die Margarethenhöhe sind Punkte bei den Essener Stadtrundfahrten

Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.

0 Kommentare